«Partizipation und Gleichstellung Aller muss das Leitmotiv einer Gesellschaft sein – ob in der Schule, im Quartier oder am Arbeitsplatz.»
Als sie das Angebot erhielt, bei sosf zu arbeiten, sagte Stéphanie kurzerhand zu. Zwei Dinge hatten sie überzeugt: Erstens, der menschliche Aspekt. Sie hatte die künftigen Kolleg*innen kennen und schätzen gelernt und wusste, dass sie in diesem Umfeld gut aufgehoben wäre. Denn Solidarität wird hier nicht nur gepredigt, sondern im Arbeitsalltag gelebt. Zweitens liegt Stéphanie das Engagement von Sosf am Herzen. «Wir machen ganz konkrete politische Arbeit, pragmatisch, ohne ideologische Verbissenheit.» Der Name Solidarité sans frontières komme schliesslich nicht von irgendwoher. «Im Job und im Miteinander möchte ich Solidarität leben. Und am besten tun wir dies, indem wir gemeinsam für etwas kämpfen und uns vereinen – auf nationaler Ebene.»
Interesse an politischer Arbeit hat sie schon lange. Aufgewachsen in Zürich, zog sie mit 22 Jahren in die Romandie. Erst zum Studieren nach Genf, wo sie begann, sich politisch zu engagieren, in der studentischen Fachschaft, aber auch bei «migract». Der Verein, in dessen Namen «Migration» und «Aktion» zusammengezogen wurden, war 2010 im Zuge des Abstimmungskampfes gegen die «Ausschaffungsinitiative» der SVP entstanden und setzte sich mit Themen wie Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus auseinander. «Wir organisierten Diskussionsabende mit Geflüchteten und interessierten Menschen. Orte zu schaffen für Begegnungen und Diskussionen, aber auch um voneinander zu lernen, war für uns ein wichtiges Anliegen», sagt Stéphanie. «Und das ist mir auch heute noch wichtig.» Später absolvierte sie in Lausanne einen Master in Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Gender Studies und war aktiv in einem feministischen Kollektiv.
Zu Stéphanies Aufgaben im Sosf-Sekretariat gehört auch Administratives, insbesondere die Spender*innen- und Mitgliederpflege. Wenn das Umfeld stimme, könne das richtig Spass machen. Der Arbeitsalltag sei geprägt von Menschen, die die Werte und Überzeugungen von Sosf hochhalten. Stéphanie schätzt es, wie viel Vertrauen ihr entgegengebracht wird – von den Mitgliedern bis hin zur Druckerei. «Ich bin wirklich dankbar für all die Unterstützung, die wir für Sosf erhalten und die unsere Arbeit erst ermöglicht.» Von dieser Wertschätzung gegenüber den Spender*innen möchte sie sich auch in ihrem Job leiten lassen.
In diesem Jahr arbeitet Stéphanie auch am Projekt «Geflüchtete und Bildung» mit. Ein Anliegen, für das sich Sosf gemeinsam mit der Gewerkschaft vpod einsetzen wird. «Der Zugang zu Bildung ist ein gutes Beispiel. Wenn Menschen aufgrund der Herkunft, des Geschlechts, der Religion, der Geschlechtsidentitäten oder der sexuellen Orientierung in der Schule oder in der Ausbildung und auch beim Zugang zu diesen benachteiligt werden, ist das diskriminierend. Diskriminierung im Bildungssystem hat verschiedene Ebenen – sie kann sowohl auf der institutionnellen Ebene wie auch auf der individuellen funktionieren. Ein System, in dem Rechte und Chancen ungleich verteilt werden, reproduziert Ungleichheit und Ausgrenzung.» Im Projekt «Geflüchtete und Bildung» geht es für Stéphanie auch um ihre persönlichen Werte, denn es geht um die Grundsätze unseres Zusammenlebens. «Partizipation, Beteiligung und Gleichstellung Aller muss das Leitmotiv einer Gesellschaft sein, egal ob in der Schule, im Quartier oder am Arbeitsplatz.» Ihr ist es sehr wichtig, immer auf Augenhöhe mit ihren Mitmenschen zu sein!
Autorin: Maria Furrer
- Das Portrait von Stéphanie Nagy ist im Bulletin 01/20 von Sosf zu finden