Pauline Milani
Pauline Milani ist seit 2011 Vorstandsmitglied und seit August 2013 die neue Co-Präsidentin von Solidarité sans frontières. Wer ist die Frau, die als 30jährige zur jüngsten Amtsträgerin von SOSF avanciert?
Sie kommt aus dem Jura, arbeitet als doktorierte Historikerin an ihrem Post-Doc an der Universität Fribourg und wohnt in Lausanne. Sie findet, dass «in der Schweizer Medienlandschaft zu wenig interessante Möglichkeiten auf journalistische Tätigkeiten bestehen», weshalb sie ihr Studium der Medienwissenschaften heute als «etwas verfehlt» erachtet. Ihr Vater ist ein alter Eisenbahner und eingefleischter Gewerkschafter, ihre Mutter bezeichnet Milani als «politisch engagiert». Als Kind schleppten sie ihre Eltern öfters an Demos und zu Tisch wurde häufig debattiert. «Politisches Engagement hat eine gewisse Tradition in unserer Familie», meint Milani. «Das erklärt vielleicht ein Stück weit meine heutigen Aktivitäten.» Doch weshalb im Migrationsbereich?
Als 2004 die Geschichte des 'mouvement des 523' im Kanton Waadt begann, da war Pauline Milani auch dabei. «Eines der Refuges für die '523' öffnete Anfang 2005 in der Kirche in meinem Wohnquartier. Also ging ich vorbei entschloss mich dazu, mitzuhelfen.» Es war für Milani die erste echte Begegnung mit den Realitäten der Schweizer Migrationspolitik. «Ich übernahm viele Präsenzschichten im Refuge. So lernte ich die Asylsuchenden und ihre Probleme kennen.» Danach hat sie die Migrationspolitik nicht mehr losgelassen.
2006 engagierte sie sich stark im Rahmen des Referendums gegen die damalige Asylgesetzrevision. Doch nach dem beispiellosen Erfolg des 'mouvement des 523' (alle 523 Personen erhielten eine Aufenthaltsbewilligung) war das Referendum 2006 im Ergebnis ein Tiefpunkt. «Die Niederlage an der Urne hat in der Waadt tiefe Risse in der Asylbewegung hinterlassen», konstatiert Milani. «In der Wut und Ohnmacht über die Niederlage wollten viele von uns vor allem eines machen: Aktionen, mit den Asylsuchenden zusammen. Das taten wir auch – und nannten die Gruppe ganz fantasievoll 'groupe actions'», erklärt sie lachend. Da in anderen Schweizer Städten gleichzeitig ähnliche Bewegungen entstanden, dauerte es indes nicht allzu lange, bis sich die 'groupe actions' umbenannte: In 'Droit de rester – Bleiberecht für alle'. «Die schweizweite Vernetzung zwischen den verschiedenen Gruppierungen mit ähnlichen Zielen hat vielen AktivistInnen wieder Mut gemacht», sagt Milani.
«Vernetzung ist das A und O für unsere Kreise, ohne geht es nicht.» Die Vernetzungsarbeit ist es denn auch, die Pauline Milani als neue Co-Präsidentin von SOSF in den Vordergrund ihres Engagements rückt. Sie möchte SOSF in der Romandie künftig stärker verankern und «mehr Möglichkeiten für den Austausch zwischen den verschiedenen Gruppierungen schaffen, zum Beispiel über unser Forum Ende September.» Milani ist überzeugt davon, dass auf nationaler Ebene mehr gemeinsames Handeln nötig ist. «Im Endeffekt sind die AktivistInnen zwar vor Ort engagiert. Aber für das Engagement ist es hilfreich, die (inter)nationalen Zusammenhänge zu kennen. Die Bereitstellung dieser Informationen und die Vernetzung der regionalen Gruppierungen müssen wir bei SOSF deshalb gewährleisten.» (Ca)
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Quelle: sosf-Bulletin 03/2013