Die neue Praktikantin bei Solidarité sans frontières hilft während sechs Monaten auf dem Sekretariat mit. Zurzeit stellt Mirjam Brunner einen ausführliche Dokumentation zusammen mit Materialien zu vergangenen Aktionen und Demonstrationen im Rahmen der Kampagne «ohne uns geht nichts.» Dies im Hinblick auf die von der Landsgemeinde der MigrantInnen beschlossene Aktionswoche vom September 2008. «Dann werde ich leider nicht mehr dabei sein», sagt die 23jährige und man merkt ihr an, dass sie im Herbst gerne beim Organisieren und Koordinieren mithelfen würde.
Überhaupt habe sie dieses Praktikum gewollt, um etwas Distanz von der theorielastigen Universität zu gewinnen und um sich Gedanken zu ihrer beruflichen Zukunft zu machen. Die Bernerin hat an der Uni Lausanne ein Bachelor-Studium in Soziologie und Politologie abgeschlossen. Mit Solidarité sans frontières kam Mirjam in Lausanne in Kontakt. Nach einem Referat von Balthasar Glättli, dem politischen Sekretär von Sosf, fragte sie ihn spontan für eine Praktikumsstelle an. Nun hofft sie, in den sechs Monaten Praktikum auf ein Thema zu stossen, welches sich für eine Masterarbeit an der Uni Neuenburg im Fach Soziologie mit Schwerpunkt «Migration et Citoyenneté» eignet.
Migrationspolitisch sensibilisiert wurde Mirjam in Afrika. Nach der Matur verbrachte sie einige Monate in Ghana, wo sie Umwelterziehung und Mathematik an einer Grundschule unterrichtete. «Ich war erstaunt, dass es für meine dortigen Bekannten praktisch unmöglich war, ein Visum für Besuche in der Schweiz zu erhalten», erinnert sie sich. Zurück an der Uni in Lausanne verfolgte sie dann die erfolgreiche Waadtländer Kampagne «Stop aux renvois» («Stoppt die Ausschaffungen») und begann sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Bienen züchten in Benin
Neben der Migrations- und Flüchtlingsthematik interessiert sich Mirjam auch für die Entwicklungszusammenarbeit. Letzten Herbst verbrachte sie vier Monate im westafrikanischen Benin. Zusammen mit einem deutschen Imker ohne Fremdsprachenkenntnisse brachte sie einer von der Baumwollproduktion abhängigen Dorfgemeinschaft die Bienenzucht bei.
«Wenn man in der Entwicklungspolitik etwas bewegen will, muss man sich mit ganz kleinen, lokalen Projekten begnügen.» Oder man versuche in die Chefetagen internationaler Organisationen aufzusteigen. «Dort ist man dann aber von der Politik der Grossmächte abhängig», so Mirjam.
Migration als Bereicherung
Etwas bewegen könne man sicherlich hier in der Schweiz, gerade wenn es um Migration gehe, so die Praktikantin. «Es ist ungerecht wie AusländerInnen in der Schweiz wahrgenommen werden.» Zwar sei es schwierig gegen die «populistische Angstmacherei» anzutreten, sie glaube aber daran, dass sich irgendeinmal das politische Klima ändere. «Es geht darum aufzuzeigen, dass Migration bereichernd ist und auch die SchweizerInnen davon profitieren», sagt Mirjam.
Dinu Gautier
(Erschienen im Bulletin März 2008)