Françoise Kopf (54) leitet die Organisation IGA Sos Racisme Solothurn. Ihr Engagement gilt voll und ganz jenen Menschen, auf deren Asylgesuch nicht eingetreten wurde und die deshalb keine Sozialhilfe mehr erhalten. Kopf steht nicht nur im direkten Kontakt mit den Betroffenen, mit einem Film und einer wissenschaftlichen Arbeit reflektiert sie ihren Einsatz.
Sie spricht schnell, fast ein bisschen hektisch. Es sprudelt richtig aus ihr heraus, Zeit zum Fragen stellen bleibt keine. Das ist auch nicht nötig. Hört man Françoise Kopfs Ausführungen zur schweizerische Asylpolitik zu, wird man sowohl mit harten Fakten, als auch Erfahrungen und Erlebnissen einer unermüdlichen Aktivistin konfrontiert. Im Kanton Solothurn erlebt die 54-Jährige tagtäglich, was es bedeutet, wenn Menschen ohne Sozialhilfe zu überleben versuchen. Die Anlaufstelle der IGA wurde regelrecht überflutet. «Wir sind die einzige Organisation im Kanton, die kostenlos Rechts- und Sozialberatung anbietet.» Was sie hier zu sehen und hören kriege, übersteige nicht selten ihr Vorstellungsvermögen. «Da hat doch die Polizei tatsächlich Menschen bei minus 13 Grad im Winter einfach auf die Strasse gestellt.» Neben der konkreten Hilfe in der Anlaufstelle, beschäftigt sich Françoise Kopf auch anderweitig mit der permanenten Verschärfung der Asylgesetzgebung in der Schweiz. So hat sie den Film «NEM-NEE» realisiert und im Rahmen ihres Zweitstudiums eine Diplomarbeit zum Thema verfasst. «Ich wollte einfach wissen, wie es so weit kommen konnte.» Kopfs Erkenntnis: Sozialhilfe als Repressionsinstrument in der Asylpolitik wurde bereits vor über zwanzig Jahren andiskutiert. «Im Rückblick sieht das wie eine durchdachte Strategie aus.» Ihr Engagement betrachtet Françoise Kopf als ein Handwerk. «Ich will einfach wissen, wie die Uhr funktioniert.» Trotz geringer Aussicht auf Änderungen an der herrschenden Asylpolitik, lässt sich die Aktivistin nicht entmutigen.
Und selbst wenn sie eine Auszeit nimmt, tut sie dies nur, um weiter am Thema dran zu bleiben. «In der nächsten Zeit will ich mich mal ein bisschen zurückziehen und meine Diplomarbeit so aufarbeiten, dass sie in einem Verlag publiziert werden kann». Wir sind gespannt.
Nick Lüthi
(Quelle: Bulletin Juni 2005)