Zürich. - Mit Absicht hatten die Initianten am Dienstag das Restaurant Helvetia an der Sihlbrücke ausgewählt, um den Medien ihr "Manifest für eine gemeinsame Zukunft" von Migranten und Schweizern vorzustellen. Man habe das Bedürfnis, in der Ausländerpolitik nicht mehr nur zu reagieren, sondern eine kräftige eigene Kampagne zu lancieren, sagte Balthasar Glättli, Sekretär von Solidarité sans frontières und grüner Zürcher Gemeinderat. Dazu gehöre auch ein nationaler Aktionstag der Migranten nach dem Vorbild des Frauenstreiks von 1991. Ein Termin dafür sei noch nicht bestimmt, sagte Glättli.
Unter dem Titel "Ohne uns geht nichts." stellt das Manifest fünf Forderungen auf. An erster stelle verlangt es politische Rechte und nicht nur Pflichten für Migranten, ungeachtet der Staatsbürgerschaft. "Man ist hier geboren, man gehört dazu - fertig", sagte Genny Russo, Mitbegründerin der IG Secondas. Gesetze sollen die Menschenrechte achten. Deshalb dürfe es keine diskriminierenden Migrantenkategorien je nach Herkunft geben. Das Asylwesen müsse vom Schutz- und nicht vom Abschreckungsgedanken geprägt sein.
Migranten dürfen bei der Arbeitssuche und der Entlöhnung nicht mehr benachteiligt werden; Gesamtarbeitsverträge sollen auch sie vor Lohndumping schützen. Schliesslich fordert das Manifest Chancengleichheit für alle Kinder und die Unterzeichnung der UNO-Konvention für Arbeitsmigration durch die Schweiz, denn: "Migration ist keine Naturkatastrophe."
Unterzeichnet haben das Manifest bisher rund 60 politische, gewerkschaftliche, kirchliche und ethnische Organisationen. Dazu gehören SP und Grüne, die Gewerkschaften Smuv, GBI, VPOD, Comedia und die Democratici di sinistra in Svizzera, die Nachfolgeorganisation der Kommunistischen Partei Italiens. (DS)