Johnson Belangenyi ist der Vollzeitangestellte der mobilen Railbar, der zu fast allen Tages- und Nachtzeiten die Zugpassagiere mit Getränken und Brötchen bei Laune hält. Oft sind die Schichten durch ein-oder zweistündige Aufenthalte an irgend einer Endstation unterbrochen: eine Zeit, die er für seine politische Arbeit nutzt. Er steht in leitender Funktion von vier Vereinen. An drei Morgen pro Woche schaut er für den anderthalbjährigen Sohn. Der Preisträger ist Asylsuchender und wartet seit vier Jahren auf den Asylentscheid - eine zermürbende Wartezeit mit schlechtem Aufenthaltsstatus und beschränkter Berufswahl. Der Railbarverkäufer hat vier Berufs- und Universitätsabschlüsse und ist dabei, im Fernstudium einen fünften zu erwerben.
Frau "Maria" ist eine Hausangestellte, die seit sechseinhalb Jahren in der Schweiz arbeitet. Als zweitältestes Kind einer achtköpfigen Familie in einem südamerikanischen Land unterstützt sie mit ihrem kleinen Lohn den kranken Vater und finanziert die Ausbildung von drei Geschwistern zu Hause. Eine Schwester ist teilinvalide.
Zuerst arbeitete sie in einer Familie zu einem monatlichen Lohn von Fr. 500.-. Bei der nachfolgenden Anstellung verrichtete sie die gesamte Kinder- und Hausarbeit für ein erwerbstätiges Ehepaar mit zwei Kindern. Was da so an Arbeit anfällt, ist ein Vollpensum: Waschen, Putzen, Kochen, Aufräumen, Kinder betreuen - alles für Fr. 800.- im Monat. Heute arbeitet Maria stundenweise in neun bis zehn Haushalten. Auch hier erleichtert sie ihren Arbeitgeberinnen durch die Entlastung im Haushalt die Übernahme einer Erwerbsarbeit.
Die Preisträgerin musste als junge Frau alles zurücklassen, was ihr lieb und teuer war. Unter der Trennung hat sie enorm gelitten. Ihre Familie und ihr Freundeskreis fehlen ihr noch heute sehr. Trotzdem hat sie nur selten Kontakt mit ihnen. Telefonieren kostet zu viel. Die ausgebildete Sekretärin besucht, wenn sie nicht erwerbstätig ist, intensiv Sprachkurse, um sich beruflich weiterzubilden. Und weil sie sich politisch ihrer prekären Situation bewusst ist, besucht sie die Treffen des Sans-papiers-Komitees und der Frauengruppe.
Frau Boyka Kirova ist eine Volleyballspielerin, die für die Schweiz Gold geholt hat. Als sie nicht mehr im ersten Rang spielte, verhängte die Fremdenpolizeibehörde ihre Wegweisung. So wurde sie vom obersten Podest direkt in den gesellschaftlichen Abgrund gestürzt, wo sie die demütigende Existenz von Personen ohne Aufenthaltsbewilligung kennen lernte. Die Sportlerin kämpfte vier Jahre lang für eine Aufenthaltbewilligung. Mit unzähligen Rekursen hat sie alle schier unüberwindbaren Hürden genommen. Anfangs Oktober 2003 gewinnt sie den fast endlosen, kräfteraubenden Match gegen Kanton und Bund. Mit der neu erhaltenen Aufenthaltsbewilligung kann sie sich wieder eine Zukunft gestalten.
Herr Anantharaan Indiran ist der tamilisch-schweizerische Koch in der REHA-Klinik. Sein Arbeitstag beginnt um 6 Uhr in der Früh. Nach der neunstündigen Schicht ist sein Arbeitstag noch nicht fertig. Dann wechselt er in seinen zweiten, allerdings nicht entlöhnten Beruf. Er ist Leiter und Administrator der tamilischen Schule im Sandgrubenschulhaus in Basel. An dieser Schule werden jeden Mittwoch 175 tamilische Schulkinder in ihrer Muttersprache durch 14 tamilische LehrerInnen unterrichtet - eine ist Indirans Frau. Die Schule ist vorbildlich organisiert und für die tamilische Bevölkerung in der Region Basel und den angrenzenden Kantonen ein wichtiges Bildungszentrum mit vernetzender Funktion.
Eigentlich hätte Indiran in Sri Lanka nach dem Abitur Zoologie, Botanik, Physik und Chemie studieren wollen. Er musste aber fliehen - in der Schweiz stand ihm nur die Gastronomie offen. Unterdessen haben er und seine Familie den Schweizer Pass erhalten.