Globalisierung und neue Technologien konfrontieren uns mit einer sich rasant verändernden Alltagswelt, die uns immer fremder zu werden scheint. In der Welt von morgen haben nur noch die Flexiblen und Mobilen, die "Überdurchschnittlichen" (wie es der ehemalige UBS-Chef Matthias Cabbiavalletta formulierte) einen Platz. Das macht vielen Angst. Sie fühlen sich den Entwicklungen und Bedrohungen der modernen Welt ausgeliefert.
Da werden jene, die von "draussen" kommen, schnell einmal für das Gefühl, "unsere Schweiz" werde uns immer fremder, verantwortlich und zu Sündenböcken gemacht. Ihre Begrenzung und Ausgrenzung erscheint als einfache Lösung. 18% AusländerInnen - und Schluss. Fordert die Volksinitiative "für eine Regelung der Zuwanderung". Aber wer ist ein Ausländer? Wer eine InländerIn? Der Enkel des vor fünfzig Jahren in die USA ausgewanderten Schweizer Bankiers, der vor drei Monaten zum ersten Mal in die Schweiz kam, sich in die Tochter eines thailändischen Biotechnologen verliebte und sich mit ihr in Bümpliz niederliess? Oder die in der Schweiz geborene Tochter eines serbischen Ehepaars, das seit dreissig Jahren in Emmen lebt, aber von der BürgerInnen-Versammlung abgewiesen wurde?
Wer unsere Kultur (scheinbar) bedroht, gilt als AusländerIn. Niedergelassene, Jahresaufenthalter, anerkannte Flüchtlinge und Ausländer mit humanitärer Aufenthaltsbewilligung. Wer unseren Geschäften dienlich ist, gilt nicht als fremd. Qualifizierte Wissenschafter und Führungskräfte, Künstler, Kurgäste, Grenzgänger, Saisonniers ohne Familiennachzug. Oder Spitzenfussballer und Eishockeycracks. (siehe Initiativtext)
Während der internationale Handel mit Waren weltweit liberalisiert wird, werden gegen Menschen, die ihr Glück, aus unterschiedlichen Gründen, fern ihrer Heimat suchen, neue Mauern gebaut. Keine und keiner käme auf die Idee, die Einfuhr von ausländischen Autos und exotischen Bananen auf 18% zu beschränken, nur bei Menschen wird anstelle der Neugier auf das Andere, die Angst vor den Fremden geschürt.
Von Jürgmeier