Durch Verbot kann keine Integration erreicht werden
6.5.2010 / Ein Burkaverbot ist keine Integrationsmassnahme. Das FIMM, das Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten, plädiert für eine Differenzierung der Burka-Debatte. Migrantinnen brauchen Aufenthaltsbewilligungen, die nicht an die Ehe gebunden sind, und eine bessere Anerkennung ihrer Diplome.
In der Schweiz tragen schätzungsweise 250 Frauen eine Burka, und darunter sind auch Schweizerinnen zu zählen. Das macht knapp 0.003% der Bevölkerung aus. Dennoch das Tragen von Burka soll in Zukunft strafrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Das FIMM versteht dies als frontaler Angriff auf die individuelle Freiheit der Frauen, Migrantinnen und Schweizerinnen muslimischer Religion.
Die meisten in Europa praktizierten Religionen, also nicht nur die muslimische, sehen eine Form oder die andere der Kopfbedeckung vor, sowohl für Frauen als auch für Männer. Aber die Debatte beschränkt sich auf die Burka. Die Burka genauso wie die Minarette werden von der Öffentlichkeit als Symbole des Islams wahrgenommen, und als solche grundsätzlich an den Pranger gestellt. Die populistische Hetzekampagne gegen die angebliche Islamisierung der Schweiz manipuliert diese Symbole mit enormer Wirkungskraft. Ein Burkaverbot würde aber ausschliesslich dem Zweck dienen, dass in der Schweiz lebenden Musliminnen noch mehr diskriminiert würden. In dieser Debatte wird offensichtlich Religion mit Integrationsbestrebungen vermischt. Das FIMM erachtet dies als eine gefährliche Gratwanderung, die einen konstruktiven Dialog a priori zunichte macht.
Das Burkaverbot aus feministischer Sicht zu verteidigen, ist ein wackeliger Seiltanz. Denn wie will man Frauen bevormunden, sich vor einer Bevormundung zu schützen? Von echter Emanzipation kann hier nicht wirklich die Rede sein. Das FIMM betont viel mehr die Dringlichkeit, dass keine Frau am Arbeitsplatz, im Sportverein, auf der Wohnungssuche oder in der Schule aufgrund ihrer Kleidung diskriminiert werden darf.
Migrantinnen sind vor strukturellen Problemen gestellt, wenn sie sich in der Schweiz zu integrieren versuchen. Was Migrantinnen wirklich brauchen, ist eine Aufenthaltsbewilligung die unabhängig ist von derjenigen ihrer Ehemänner, damit Sie auf eigenem Recht in der Schweiz bleiben können. Sie brauchen auch eine gerechte Anerkennung ihrer Diplome und ihrer Berufserfahrungen, damit sie nicht angewiesen sind, Arbeiten anzunehmen, die weit unter ihrer Qualifikationen liegen.
Ein Burkaverbot wird ihnen dabei kaum helfen.
Kontakt: Emine Sariaslan, FIMM Präsidentin, 079 704 73 67 www.fimm.ch