Westschweiz: Genf setzt Zeichen
Erfolg hatte die Genfer Sans-papiers Bewegung: die Einreichung von 5000 Dossiers bewirkte, dass sich die Genfer Kantonsregierung beim Bund nun für eine kollektive Regularisierung der bisherigen Genfer Sans-papiers einsetzt. Dieses Zeichen hat erstaunliches Echo auch über den Rösti-Graben gefunden. Auch Zürichs Stadtpräsident Ledergerber bekundete seine Sympathie zum Anliegen der Genfer Regierung. Momentan finden Gespräche mit dem Bundesamt für Migration statt, deren Resultate bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt waren.
Zürich: Verloren und gewonnen
Es mutet vielleicht sarkastisch an, doch der Kampf um das Bleiberecht für die bolivianische Sans-papiers-Familie Quispe hat sich gelohnt. Gelohnt, weil die Familie zusammen mit vielen Menschen für ein würdevolles Leben in ihrer Wahlheimat, der Schweiz, bis zuletzt gekämpft hat. Und gelohnt, weil - zwar begleitet von einer emotional geführten Berichterstattung - den ZürcherInnen bewusst geworden ist, dass die Tausenden in Zürich lebenden MigrantInnen nicht nur Drogendealer oder Raser sind, und die heutige Gesetzeslage für MigrantInnen ohne Papiere nicht haltbar ist.
Die demonstrierte Solidarität mit den Quispes und den vielen anonym gebliebenen Sans-papiers war gross und hat uns vom Colectivo Sin-Papeles Auftrieb gegeben. Das Kollektiv ist gewachsen und mit diversen Projekten, darunter auch die Inszenierung eines eigenen Theaterstücks, wird der emanzipatorische Prozess weitergeführt. Der Kontakt mit den Gewerkschaften und anderen Organisationen wurde wieder belebt, das Netz der UnterstützerInnen vergrössert. Und im Sommer wird die erste Sanspapiers- Anlaufstelle im Dienste der MigrantInnen ihren Betrieb aufnehmen. Der Teufelskreis von Illegalität, Isolation und Hilflosigkeit ist durchbrochen worden. Der "illegale Status" der Sans-papiers ist zwar damit noch nicht aufgehoben. Aber die Kräfte in und ausserhalb des Kollektivs sind vereint und der Wille zum Kampf um Anerkennung der Grundrechte aller Sans-papiers geweckt!
Ursula Kubicek
Basel: Es braucht mehr Druck von unten
Nach der Kirchenbesetzung von 2001 war die Gründung der Anlaufstelle für Sans-papiers im Jahre 2002 ein Meilenstein im Kampf für die Rechte der Sans-papiers. Die Anlaufstelle bot neben individuellen Beratungen bis heute die Gelegenheit eines direkten Kontaktes mit über 500 papierlosen MigrantInnen.
Um konkrete Fortschritte zu erzielen, braucht es auch im seit kurzem links regierten Basel mehr Druck von unten. Ein erster Versuch der EcuadorianerInnen, sich in einem Verein zu organisieren, scheiterte. Die Gründung einer Hausangestelltengruppe sowie aktuell der "Union der ArbeiterInnen ohne geregelten Aufenthalt" folgten. Durch die Kampagne "Eine Arbeit = eine Bewilligung!" wird die Forderung "kollektive Regularisierung" neu lanciert und die Sans-papiers erhalten symbolisch mit einem Mitgliederausweis einen "Status", der einen gewissen Schutz bringen soll. Verbesserungen bezüglich Aufenthaltsbewilligungen, Arbeitsrecht und Alltagsproblemen sollten in nächster Zeit in Basel erreicht werden können.
Pierre-Alain Niklaus