Ich habe einen Traum. Dass Menschen endlich wie Waren behandelt werden. Wir leben in zwiespältigen Zeiten. Weltweit werden Zollschranken entsorgt, fallen Grenzen - für Hamburger und Computerchips, Schweizer Uhren made in Taiwan und amerikanische Badeshorts, neuseeländisches Lammfilet und philippinische Bräute. Alles, was als Ware deklariert werden kann, hat freie Fahrt. Nur bei Menschen fällt der Schlagbaum wie eh und je.
Globalisierung - das ist, so unterstellt das Credo des freien Marktes, die Freiheit, weltweit sein Glück zu versuchen. Qualität vor Nationalität. Aber die Papierlosen erhalten auf dem Weltmarkt keine Handelsgenehmigung. Die um ihr Leben Laufenden werden aus der Freihandelszone vertrieben. Da, wo sie hungern, da, wo ihre Häuser in Schutt und Asche liegen, da, wo sie oder ihre Liebsten vergewaltigt, gefoltert oder gemordet werden, da, werden sie ermahnt, ist ihre Heimat. Fahnenflüchtige, die, flexibel und mobil, für ihre Kinder auf dem freien Markt ein warmes Plätzchen suchen.
Wer sich vor dem weltweiten "Leistung vor Nation" fürchtet, ist schnell einmal zu völkischer Gebärde, zum patriotischen Kniefall vor den Reichen und Oberen bereit, die ihm oder ihr im einheimischen Paradies ein Plätzchen versprechen. Denn das Paradies, locken die doppelzüngigen global player mit Sennenchäppi ihre gläubigen Schäfchen, bleibt nur ein Paradies wenn den meisten der Zutritt verwehrt wird. Für den freyen Fluss der Waren blochern sie alle Hindernisse weg und ebnern alles ein. Gegen die Menschenflut aber maurern sie höhere Dämme, dass es schlüert. Da bleibt uns nur die Hoffnung, dass Menschen endlich wie Zitronen und Handies behandelt werden. Auf dass jede und jeder überall ihr Glück versuchen kann.
Jürgmeier
Jürgmeier ist Schriftsteller, Erwachsenenbildner (u.a. Leitung von Männergruppen) und Berufsschullehrer.