Protestmarsch der somalischen Flüchtlinge in der Schweiz
Am 20. Dezember haben wir – die somalischen Flüchtlinge in der Schweiz – von der Kirchenbesetzung des Grossmünsters aus, zu Fuss einen Protestmarsch nach Bern begonnen. Wir sind nach einer Woche beschwerlichem Fussmarsch unterdessen zwei Dutzend somalische Flüchtlinge und kamen am 29.12. in Biel/Bienne an.
Wir wollen mit diesem Marsch auf die schwierige Situation von uns Somalis in der Schweiz aufmerksam machen. Wir leben nun in diesem Land seit Jahren mit einem sogenannten "F-Ausweis", der "vorläufigen Aufnahme". Seit Jahren versprechen uns die Behörden zu handeln und unsere rechtliche Situation in der Schweiz zu verbessern, passiert ist in all den Jahren jedoch nichts. Dieser Ausweis diskriminiert uns im Alltag und verunmöglicht die persönliche Entwicklung und eine Integration. Die Arbeitssuche ist stark eingeschränkt und nur in gewissen Sektoren erlaubt, unsere Jugendlichen finden keine Lehrstellen und dürfen sich nicht weiterbilden, ganz zu schweigen von den negativen psychischen Folgen, welche dieses Dauerprovisorium auf alle somalischen Flüchtlinge hat. Unsere Fähigkeiten und beruflichen Qualifikationen werden von den Schweizer Behörden nicht anerkannt und liegen brach. So verkümmert unser Wissen und wir sind gezwungen am Rande dieser Gesellschaft zu leben. Wir sind müde, perspektivlos und wissen nicht mehr weiter. Viele von uns leben schon seit weit über 10 Jahren in der Schweiz.
Mit unserem Protestmarsch von Zürich nach Bern wollen wir auf unser Schicksal aufmerksam machen, mit den Menschen unterwegs den Dialog suchen und über unser Leben informieren.
Hintergrundsinformationen zu Somalia
Somalia wird seit 20 Jahren von einem Krieg zerfleischt. Diese Tragödie hat das politisch-administrative System total zerstört, hat die schon prekären sozio-ökonomischen Strukturen zunichte gemacht und die öffentliche Sicherheit im Land aufgelöst. In Somalia existieren heute keinerlei staatlichen Strukturen mehr und derzeit befinden sich wieder Hunderttausende von Menschen auf der Flucht und verlassen das Land fluchtartig.
Der Krieg hat viele Menschen gezwungen, Asyl und Sicherheit im Ausland zu suchen, ebenso sind viele der Zurückgebliebenen auf der verzweifelten Suche nach Bedingungen und Mittel, um den Fussstapfen derer zu folgen, die ihnen vorausgegangen sind und das Land verlassen haben. Diese erzwungene Emigration hat das Land wertvoller menschlicher Ressourcen an Familien, ausgebildeten Berufsleuten, leitenden Kadern, usw. beraubt. Wohin man auch immer geht, nach Afrika, Europa, Amerika, Australien, in die arabischen Staaten oder in die an Somalia angrenzenden Länder: Man findet Familien oder Einzelpersonen, vor allem zahlreiche Jugendliche, denen es schwer fiel, in jenen fremden Ländern zu leben, bevor die Tragödie den somalischen Staat aufgelöst hat. Uns ist jedoch keine andere Möglichkeit geblieben, als aus Somalia zu fliehen.
Für mehr Informationen Abdulahi Mohamed Tel. 079 291 29 44