«Fragen ohne Antworten – und keine Zeit, um zu wissen, wann ich frei sein werde.»

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zeichnung eines Mensch schreiend

Ich komme ursprünglich aus BURUNDI. Eine ehemalige Journalistin aus BURUNDI.

 

Seit 2021 bin ich im Exil. Um Frieden und den Schutz der Menschenrechte zu suchen, bin ich von einem Land ins andere gereist.

 

Als ich 2022 in die Schweiz kam, erinnerte ich mich, dass ich Hoffnung hatte, dass ich das Leben endlich leben wollte, ohne Angst haben zu müssen, dass ich morgen getötet werden oder wieder ins Gefängnis kommen könnte. Aber meine Träume haben sich in diesem neuen Land, der Schweiz, in einen anderen Kampf verwandelt.

 

Als ich im Flüchtlingslager in Chiasso ankam, krank, geistig und körperlich erschöpft, wurde mir mitgeteilt, dass ich nach Kroatien zurückkehren müsse.

 

Oh, ich werde diesen Tag nie vergessen, denn er war der Beginn meines Unglücks auf dieser Erde.

 

Ich hatte kein Recht auf irgendetwas. Angeblich sollte Kroatien für mich zuständig sein und man gab mir nicht das Recht, die schrecklichen Dinge auszudrücken, die die kroatischen Polizisten mich erleben liessen.

 

Ich habe mit einer unvorstellbaren Angst gelebt, ohne Hilfe von den kantonalen Behörden zu bekommen. Der Stress hat am meisten Raum in meinem Leben eingenommen. Jeden Tag zittert der Boden unter meinen Füssen.

 

Danach wurde ich einem Deutsch-Schweizer Kanton zugeteilt. Ich musste von der Nothilfe leben, ein Leben im Elend.

 

Man sagt, dass alles Wichtige auf dieser Erde über den Blick geschieht. Ich kann den ersten Blick meiner Tochter nicht beschreiben, oh...

 

Ich habe all das Leid vergessen, aber das Glück hat nicht lange angehalten, weil meine Tochter wegen mir auch kein Recht auf irgendetwas hatte.

   

Eine gute Mutter zu sein, geht für mich nicht, wegen Dublin Kroatien. Das ist das grösste Leid, das es in diesem Leben gibt.

 

Ist es das Gesetz, das nicht korrekt zu mir ist, oder bin ich nicht korrekt zum Gesetz? Das ist meine Frage, jeden Tag.

 

Meiner Meinung nach hat man das Recht darauf, gehört zu werden und ein wenig Glück zu haben, wie ein Mensch zu leben.

 

In diesem Deutsch-Schweizer Kanton ist das Leben als alleinerziehende Mutter ohne Papiere alles andere als einfach, ehrlich gesagt. Es ist jeden Tag ein schreckliches Leben voller Unsicherheit. Du denkst an die Zukunft deines Kindes und du siehst dich selbst als schlechte Mutter.

  

Die Geburt meiner Tochter war sehr schwierig, eine sehr schmerzhafte Erfahrung, aber auch sehr reich an Emotionen. Und jetzt tut es weh, meine Tochter als Opfer von Dublin-Kroatien zu sehen.

 

Seit ich mein Land verlassen habe, um am Leben zu bleiben, habe ich so intensive Erfahrungen gemacht. Nachdem mein Leben in diesem Land, der Schweiz, ein einziges «Stop» geworden ist, lebe ich wie in einem Todestrakt. Du wartest nur noch darauf, ob du eines Tages frei sein wirst, um zu leben und ein Mensch zu sein.

Die einzige Hoffnung, die man mit anderen teilen kann, ist, den Sonnenaufgang zu sehen. Aber die Zukunft existiert nicht mehr, die Pläne für die Zukunft sind eingefroren.

      

WARUM ICH?

 

Das ist täglich meine Frage, wenn ich das Lächeln meiner Tochter sehe. Dieses schöne Mädchen, dem ich nicht die Zukunft geben kann, die es wie jedes anderes Kind verdient.

 

Warum?

Als Frau, die arbeiten kann, die Abschlüsse hat, die eine Schweizer Landessprache spricht und vor allem motiviert ist, ein neues Leben aufzubauen. Ich werde nicht die Chance erhalten, weiter zu leben, mein Wissen zu teilen und mein Leben neu aufzubauen.

 

Fragen ohne Antworten – und keine Zeit, um zu wissen, wann ich frei sein werde.

 

Sie alle wissen, dass das Leben ein Kampf ist. Aber diejenigen, die das Glück haben, in der Schweiz anerkannt zu werden, können immer noch versuchen, ihr Leben wieder aufzubauen. Und die Herausforderung des Lebens fortsetzen, vor allem, eine gute Mutter zu sein.

  

Normalerweise soll eine Mutter auf ihr Kind aufpassen, trotz aller Probleme und Schwierigkeiten im Leben. Dieses neue Leben und meine neue Rolle im Leben sind psychisch und physisch sehr schwierig geworden, weil ich immer unter Stress stehe und mich frage, ob ich eines Tages die Chance haben werde, wie die anderen Mütter zu sein.

 

In den Unterkünften für Asylsuchende, auch in den Unterkünften für Frauen, kumuliert sich der Stress und die Probleme aller Beteiligten und es wird schwierig, positiv zu bleiben und die Ruhe zu bewahren, die man braucht, um ein Kind grosszuziehen.

 

Jede Frau bringt ihre Vergangenheit mit, die Kulturen sind verschieden und der Schmerz des Lebens vermischt sich mit frustrierten Erwartungen. Es ist der Zwang der Gesetze, der uns in allem blockiert und am Ende fragt man sich: Welches neue Obdach erhoffe ich mir für meine Zukunft und die meiner Tochter?

 

Viele Fragen nach dem Morgen, ob du es schaffen wirst, ein neues Leben anzufangen oder ob das unmöglich sein wird. Die Wunden der Vergangenheit und das Warten auf die Entscheidungen der Behörden nehmen viel Raum im Leben ein und du hast kein Vertrauen und keinen Lebensmut mehr. Am Ende wird dein Leben jeden Tag etwas toxischer, und die Morgen und die Nächte werden zu unerträglich um sie normal zu leben.

 

Allerdings möchte ich anderen Frauen und Müttern sagen, dass HOFFNUNG ein Beruhigungsmittel und HOFFNUNG ein Heilmittel ist. Also, seid stark, alle!

                          

 

#STOPDUBLINCROATIE.